
Barocke Bilderwelten zwischen Transzendenz und Vergänglichkeit
Gregor GATSCHER-RIEDL
In der Kunst und Geschichte Lembergs und Galiziens stehen goldstaffierte Schnitzfiguren und die geschundenen Körper rechtloser Leibeigener gleichberechtigt nebeneinander. Gebet und Gottesdienst waren hier immer Flucht aus der grausamen Enge des Alltags und die Weite des Himmels kam den Menschen wohl nie so nahe wie in der Kunst der Barockzeit. In dieser Kontaktzone zwischen byzantinischer Liturgie und lateinischer Kirchenhierarchie setzte sich ein europäisch einzigartiges Geschehen an Kunstschaffen frei. Das vom selbst aus Galizien stammenden Johannes Paul II. geprägte Wortbild von den zwei Flügeln einer Lunge, die Europa beide zum Atmen benötige, findet in der Kirche nirgendwo sonst einen deutlicheren Ausdruck, den selbst die Zerstörungen von Weltkrieg und Sowjetzeit nicht auszulöschen vermochten.